Wasserbau – Großaufgebot für Großschifffahrt Slider

Wasserbau – Großaufgebot für Großschifffahrt

 

3. September 2024 | Reinsprecht Lucia

Im Auftrag von viadonau zeigten die Felbermayr-Tochter Domarin sowie der Felbermayr-Infrastrukturbau beginnend mit März geballtes Know-how im Erd- und Wasserbau. Um die öffentliche Lände Brigittenau II in Wien für die Großschifffahrt zugänglich zu machen, wurde eine neue, moderne Anlegestelle geschaffen. Anfang Juni konnten die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden.

Im Zuge des Ausbaus der europäischen Binnenwasserstraßen rüstet auch Österreich in Sachen Wasserstraßeninfrastruktur nach. Aktuell gibt es in Österreich noch zu wenige adäquate „Rastplätze“ für Güterschiffe, weiß der Fachmann für Wasserbau bei Domarin, Martin Röche: „Wie bei den Lkw auf der Autobahn braucht es auch für den zunehmenden Güterverkehr per Wasserstraße entsprechende Pausenplätze“, meint der Experte. Durch die bedarfsorientierte Aufwertung der Liegestelle soll sowohl eine Entlastung für Besatzung als auch Umwelt geschaffen werden.

„Wir haben zwischen der Nord- und der Floridsdorfer Brücke eine 344 Meter lange Liegestelle bestehend aus 14 Stahlrohren mit einem Durchmesser von jeweils 1,22 Metern – sogenannte Dalben – zum Befestigen der Schiffe, zwei Pkw-Zufahrtsbrücken zur Pkw-Umsetzung sowie eine Fußgängerbrücke errichtet“, beschreibt Röche den Projektauftrag, der seitens Domarin Mitte April startete. Um den anlegenden Schiffen ein Abschalten der Dieselaggregate zu ermöglichen und damit Anrainer als auch Umwelt zu entlasten, wurde zudem eine Versorgung mit Landstrom geplant. Die dafür notwendigen landseitigen Bauarbeiten wurden bereits im März vom Team des Felbermayr-Tiefbaus erfolgreich abgeschlossen.

Anspruchsvolle Erdbauarbeiten
Da die neue Schiffsanlegestelle entlang eines stark frequentierten Treppelwegs liegt, wurde der Aushub für die gesamt 800 Meter langen Leitungskünette für das Landstromkabel zu einer logistischen Herausforderung für die Felbermayr-Infrastruktur Abteilung. Anstatt mit den sonst dafür üblichen Abtrags- und Manipulationsgeräten, mussten rund 1.300 Kubikmeter Material – aufgrund der beengten Platzverhältnisse – in aufwändigen Arbeitsschritten manipuliert werden. „Wir hatten die Vorgabe, den Fuß- und Radverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen“, berichtet Roman Richterschütz, zuständiger Bauleiter seitens Felbermayr und führt näher aus: „Wo wir normalerweise dem entsprechenden Transportgerät direkt von der Abtragsstelle weg, – beziehungsweise zu der Einbaustelle hinfahren, mussten hier sämtliche Baustellentransporte von und zu einem Zwischenlagerplatz am Baustellenanfang mittels Dumper entlang des Treppelweges erfolgen.“

Zudem mussten die Energieversorgungskabel auf die komplette Länge des Versorgungsbereiches – auf jeweils zwei Ebenen – in einem Stück verlegt werden, da keine Stückelung auf Abschnitte beziehungsweise den zwischen Kabelschächten möglich war. Die gesamte Leitungskünette konnte erst nach Abschluss der Kabelarbeiten hinterfüllt werden. Mit den Asphaltierungsarbeiten im Künettenbereich und im Anschlussbereich zu den PKW- und Fußgängerbrücken sowie den abschließenden Humusierungsarbeiten, zur Wiederherstellung des Urzustandes, fanden die Arbeiten schließlich ein erfolgreiches Ende.

Schwerlastponton im Einsatz
Mitte April startete dann das Team der Domarin-Gruppe mit ihrem wasserseitigen Einsatz. Dafür rückten die Wasserbauexperten aus Bayern mit ihrem Schwerlastponton „Kilian“ mit einer Tragkraft von 1.100 Tonnen aus. „Unser Superponton ist einmalig im süddeutschen Raum und speziell für besonders schwere Aufträge gemacht“, erläutert Röche. Eine schwimmende Plattform der Superlative: 82 Meter lang und 11,40 Meter breit, innen massiv mit Stahl verstärkt. Wenn nötig, steht die Plattform auf insgesamt vier mächtigen Hydraulikstelzen, die jeweils 200 Tonnen stemmen können. Damit habe das Team von Domarin die Möglichkeit, wasserbauliche Maßnahmen mit schwerem Gerät, ganz wie an Land durchzuführen, erzählt Röche.

150-Tonnen-Bohrgerät
So konnten die Experten mittels 150 Tonnen schweren Bohrgeräts zunächst eineinhalb Meter breite Bohrungen gut zehn Meter unter die Donausohle abteufen. In weiterer Folge wurden 16 Tonnen schwere und fünfzehn Meter lange Stahlrohre für die Anlegedalben mittels 230-Tonnen-Seilkran und 708 Kilowatt starker Vibrationsramme in den Boden getrieben. „Bei diesem Arbeitsschritt müssen wir die Maschine fast jede Minute anhalten, um eine positionsgenaue Einbringung zu gewährleisten“, schildert Röche.

Ihren Abschluss fanden die Arbeiten von Domarin schließlich Ende Mai. Mithilfe des längsseitig am Superponton gekoppelten Montage-Ponton „Domarin 2“ und des 230-Tonnen-Seilkrans von Liebherr mit der Bezeichnung „HS895“ wurden sowohl die 400 Kilo schweren Dalbenkopfplatten als auch die beiden Pkw- und Fußgängerbrücken montiert. „Mithilfe unserer beiden 82 Meter langen und gut 11 Meter breiten Deckpontons konnten wir gleichzeitig die Vormontagearbeiten der Brücken als auch das Festschweißen der Dalbendeckel durchführen“, schildert Röche und beschreibt den Abschluss der Arbeiten: „Anfang Juni haben wir mit der Montage der Landstromkästen und dem Stromanschluss auf den Pkw-Brücken unsere Arbeit erfolgreich beendet“. Endgültig für die Schifffahrt freigegeben wird die Anlegestelle erst nach Sicherstellung der Stromversorgung und Abnahme durch die oberste Schifffahrtsbehörde (OSB).